Den Laptop an den Strand mitnehmen und unter Palmen schnell die nächsten Artikel raushauen: So stellen sich das viele wohl vor. Dass diese Traumvorstellung nur in den seltensten Fällen der Realität entspricht, darüber sind sich nur die wenigsten klar.

Aus gegebenem Anlass möchte ich euch einen Einblick hinter die Kulissen geben. Arbeiten, wo andere Urlaub machen ist nämlich gar nicht immer so geil, wie es sich anhört.

Arbeiten zwischen Meer und Maloche – what?

Wenn ich mich an einen neuen Blogartikel setze, kommt immer zuerst die Keyword-Recherche. Schließlich will ich wissen, was die Leserschaft am meisten interessiert. So decke ich alle wichtigen Themen ab und kann euch umfangreich informieren.

Bei meiner Recherche stieß ich auf diese Aussage:
Zwischen Meer und Maloche – arbeiten, wo andere Urlaub machen.

Und ich so: What?

Und Kabeleins so: What, what?

Stellt sich raus: Die Show wurde bereits im Jahr 2016 zum ersten Mal ausgestrahlt. Wie ich das verpassen konnte, sei dahingestellt. Na ja …

However – diese typische Trash-TV-Auswanderer-Soap zeigt Menschen, die ihr Glück im Ausland versuchen wollen. Die Mehrheit der Folgen spielt sich in sonnigen Destinationen ab (Malle, hüstel), wo jemand als Tauchlehrer durchstarten möchte oder eine Kneipe mit Bratwürstchen und dem guden deutschen Bier eröffnet.

Wie nah an der Reality dieses TV tatsächlich ist, seit dahingestellt (Ich hab mir am Ende nur mal drei Minuten einer Folge angesehen.). Mit der Kernaussage, die bei den meisten Folgen transportiert wird, bin ich allerdings einverstanden:
Es ist nicht so einfach, wie es sich anhört.

Arbeiten, wo andere Urlaub machen: was damit gemeint ist

Arbeiten, wo andere Urlaub machen, bedeutet genau genommen: nicht zu Hause. Ob in Deutschland oder Mexiko, am Strand oder in den Bergen – eben an einem schönen Ort, den man eigentlich als Urlaubsziel wählen würde.

Schön liegt natürlich im Auge des Betrachters. Während einige das Beach-Life in der Sonne erstrebenswert finden, himmeln andere lieber schneebedeckte Berggipfel an.

Ich liebe ja den Sommer. Aber diese Hitze hier im Moment macht das Arbeiten ohne Klimaanlage für mich gerade unmöglich. Das ist auch der gegebene Anlass, von dem ich eingangs geschrieben habe. Augen auf bei der Working-Destination-Wahl.

Grundsätzlich lassen sich zwei Situationen unterscheiden:

• Kurzfristig, etwa für eine Workation oder einen bestimmten Zeitraum.
• Langfristig, als digitale Nomaden oder Auswanderer.

Welche Option sich besser eignet oder überhaupt infrage kommt, hängt letztlich auch von deinem Job ab.

Neben der Digitalisierung hat die Covid-Pandemie das ganze Thema kräftig angekurbelt. Immer mehr Unternehmen behielten auch nach dem Ende der Maßnahmen Homeoffice- oder zumindest Hybrid-Optionen für ihre Angestellten bei. Die Arbeitswelt ist dadurch sehr viel flexibler geworden (Stichwort: New Work) und viele Firmen arbeiten heute sogar komplett remote.

Was ist eine Workation?

Der Begriff Workation ist ein Wortmix aus „Work“ und „Vacation“. Diese Art des Arbeitens aus der Ferne wird in der Regel von Angestellten in Anspruch genommen. Die Workation ist mit dem Arbeitgeber abgesprochen und von diesem genehmigt.

Wie viel man in so einer Workation arbeitet, kommt ganz auf die Abmachungen an. Ob es sinnvoll ist, im Urlaub weiter Vollzeit zu arbeiten sei dahingestellt – und soll meiner Meinung nach jede*r selbst entscheiden.

Allgemein gibt es relativ wenige Regelungen für Workations. New Work ist zwar im Kommen, doch ist das Konzept eben noch ziemlich neu. Grundsätzlich müssen Arbeitnehmer*innen mindestens 25 % ihrer Arbeitszeit in Deutschland leisten.

Was sind digitale Nomaden?

Digitale Nomaden sind Menschen, die komplett remote arbeiten. Sie sind oft selbstständig oder freiberuflich tätig. Viele können sich ihre Arbeitszeit selbst einteilen. Unter anderem können Texterinnen, Marketing-Profis, Coaches und Beraterinnen aller Art als digitale Nomaden arbeiten.

Manche remote Arbeitende bleiben dafür an ein und demselben Ort. Grundsätzlich bewegen sich digitale Nomaden jedoch von Ort zu Ort und bekommen so die Gelegenheit, die Welt zu erkunden.

Gründe für das Arbeiten an Reisedestinationen

Warum man lieber dort arbeitet, wo andere Urlaub machen? Dafür gibt es verschiedene Beweggründe, die individuell variieren können:

• schönere Umgebung
• die Welt erkunden und gleichzeitig Geld verdienen
• verbesserte Lebensqualität
• bevorzugte Temperaturen (sei es wärmer oder kälter als am Heimatort)
• die Möglichkeit, das Hobby direkt vor der Haustür auszuüben
• günstigere Lebenshaltungskosten in einigen Destinationen

Zu den günstigen Lebenshaltungskosten habe ich persönlich extrem gemischte Gefühle. Natürlich ist das für dich als Digital Nomad oder Expat super. Dein Verdienst liegt auf dem deutschen Lohnniveau während sich die Kosten für Miete, Lebensmittel usw. weit darunter befinden. Dir bleibt mehr Geld zum Sparen oder für Aktivitäten.

Wird ein Ort jedoch von Einwanderern regelrecht überflutet, bringt dies unweigerlich Schwierigkeiten mit sich. Einzelne Stadtviertel oder ganze Orte werden an die Bedürfnisse der reicheren digitalen Nomaden angepasst – Stichwort: Gentrifizierung. Die Lebenshaltungskosten steigen, oft aber nicht die Löhne der Bevölkerung. Für die Einheimischen wird der Wohnraum knapp und das Leben im schlimmsten Fall unbezahlbar.

Ist Arbeiten, wo andere Urlaub machen, also schlecht?

Natürlich ist es nicht grundsätzlich schlecht, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Du solltest dir allerdings unbedingt darüber klar sein, welche sozialpolitischen Folgen das mit sich bringen kann. Wer langfristig (und auch kurzfristig) in einem anderen Land arbeitet, muss sich einfügen. Hier meine fünf Regeln, die du als Gast in einem anderen Land beachten solltest:

1. Lerne die Sprache des Landes.
2. Akzeptiere die Kultur der Einheimischen.
3. Unterstütze lokale Unternehmen. Kaufe in von Einheimischen geführten Businesses ein und besuche familiengeführte Restaurants.
4. Gewöhne dir die Gepflogenheiten der Landesbewohner an. Für mich heißt das: weniger Brot, mehr Reis und Bohnen. Weniger Apfel und Birne, mehr Mango.
5. Sei respektvoll und zeige dich interessiert.

Das solltest du beachten, wenn du „woanders“ arbeiten möchtest

Im Urlaub arbeiten oder dort leben und arbeiten, wo andere Urlaub machen, kann mit einigen Tücken einhergehen. Im Folgenden erfährst du mehr über einige der wichtigsten Punkte, die du beachten solltest.

Stabile Internetverbindung

Eine stabile Internetverbindung ist das A und O, damit das Homeoffice rund läuft. In Ländern, wo gerne mal der Strom ausfällt, kann sich die Anschaffung einer Backup-Batterie lohnen. So kannst du einige Stunden lang deinen WLAN-Router betreiben, bis die Elektrizität wieder zurückkommt.

Des Weiteren sind Co-Working-Spaces und Cafés mit einem stabilen WLAN gute Alternativen. Kümmere dich dann unbedingt um ein VPN, damit deine Verbindung sicher bleibt.

Versicherungen und Rechtliches

Wenn du aus dem Ausland arbeitest, können sich einige Dinge ändern. Vor allem Punkte wie Steuern, Krankenversicherung und Ähnliches solltest du bedenken. Kümmere dich unbedingt um eine Auslandskrankenversicherung, die dich im Notfall im Zielland absichert.

Was deine Steuern angeht, solltest du mit einem Fachmann bzw. der Steuerberaterin deines Vertrauens sprechen. Kleiner Spoiler: Irgendwo musst du auf jeden Fall Steuern zahlen.

Visa-Bestimmungen

Nur in den wenigsten Ländern darf man „einfach so“ arbeiten – ja, auch wenn man für einen deutschen Arbeitgeber oder Kundinnen in Deutschland arbeitet. Visa-Bestimmungen sind aber nicht nur oft undurchsichtig, sondern werden auch in manchen Ländern nicht strikt befolgt. Ob du das jedoch riskieren möchtest, musst du selbst entscheiden. Informiere dich in jedem Fall im Vorau, am besten auf offiziellen Regierungswebseiten oder über andere seriöse Quellen.

Office-Setup

In der Hängematte arbeiten ist toll. Wie lange dein Rücken dir da zustimmt, ist eine andere Sache.

Für mich ist ein gutes Arbeits-Setup enorm wichtig, um effizient arbeiten zu können. Ich arbeite am Laptop, schleppe aber immer meine Maus mit herum – mit dem Touchpad komm ich einfach nicht klar. Damit ich mich richtig konzentrieren kann, ist für mich auch eine ruhige Umgebung ohne Ablenkungen essenziell. Ich arbeite am liebsten zu Hause in meinem Büro. Andere sind dagegen in Co-Working-Spaces motivierter.

Finde dein persönliches Wohlfühl-Setup – auch wenn du dafür einige Euro mehr investieren musst. Es lohnt sich garantiert!

Arbeiten, wo andere Urlaub machen – yay oder no-no?

Ob für eine Workation, als Digital Nomad oder einfach nur als Reisender: Meiner Meinung nach ist es wahnsinnig wichtig, die Welt zu entdecken und neue Eindrücke zu bekommen. Ob man dies nun mit Arbeit verbinden möchte, soll jedem selbst überlassen bleiben.

Für mich kommt es ganz auf die Art von Urlaub an. Bin ich länger unterwegs, arbeite ich gerne dort, wo andere zur gleichen Zeit Urlaub machen. So kann ich für einen längeren Zeitraum bleiben, Land und Leute kennenlernen und trotzdem Geld verdienen.

Kürzere Urlaube dagegen genieße ich lieber in vollen Zügen – und lasse meinen Laptop zu Hause.