Vier Ananas in einer Reihe am unteren Bildrand.

Urlaub als Selbstständige – geht das ohne schlechtes Gewissen?

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Besonders zu den Feiertagen kommt bei mir die Frage auf, wie sich mein Urlaub als Selbstständige möglichst ohne Schuldgefühle gestalten lässt. Denn das ist tatsächlich schwieriger als gedacht – und dabei ist die freie Zeit gerade für Selbstständige und Freiberufler*innen äußerst wichtig.

Am Weihnachtsmorgen noch schnell einen Artikel fertig schreiben, am Flughafen noch kurz E-Mails checken oder beim Frühstück am Hotelpool auf Insta posten – das solltest du dir als Selbstständige*r besser abgewöhnen.

Warum? Das erfährst du in diesem Beitrag.

Laptop und Smartphone mit Strand und Meer als Hintergrund

Mein Urlaub als Selbstständige 2023

Wenn ich jedes Mal einen Euro bekäme, wenn jemand zu mir sagt:

„Du hast doch immer Urlaub, so wie du wohnst.“

Dann könnte ich mir von dem Geld einen 2-wöchigen All-inclusive-Urlaub in einem Luxusresort gönnen.

Jetzt mal ernsthaft: Ja, ich wohne in einem kleinen Dorf am Strand. Ja, es ist hier rund ums Jahr warm und fast immer sonnig.

Aber auch wenn ich am Meer lebe, brauche ich Urlaub. Arbeit ist und bleibt Arbeit – auch wenn im Hintergrund Palmen stehen und der Ozean rauscht. Da ist es im Endeffekt auch egal, ob ich nach Feierabend eine Runde mit dem Hund am Strand oder im Wald drehe, wie ich es in Deutschland machen würde.

Und so sehr ich es hier in Nicaragua auch liebe: Manchmal muss ich einfach etwas anderes sehen, brauche neue Eindrücke und möchte an einen Ort reisen, an dem ich zuvor noch nie war.

Merry Crisis, Happy Holidays… und ein bisschen Arbeit?

Aber jetzt ist doch DER Zeitpunkt, um sich eine Auszeit zu nehmen und in Ruhe über das Jahr zu reflektieren. Ohne Arbeit und Verpflichtungen. Ohne, am Laptop zu sitzen. Oder?

Ich arbeite dieses Jahr auch zwischen den Jahren, weil ich mir im Sommer eine dicke Auszeit genommen habe.

Das war auch notwendig, weil ich zuvor so lange und intensiv auf das Schreiben fokussiert war, dass nicht viel Zeit für mich selbst blieb. Um nachzudenken, wo ich in meiner Karriere eigentlich hin möchte. Oder ob mich das was ich mache überhaupt erfüllt.

Das Beste am Urlaub als Selbstständige ist, dass ich selbst entscheide, wann und wie viel. Dieses Jahr war ich zwei Monate lang in Deutschland und habe mir richtig viel Zeit für meine Familie und Freunde genommen. Zusätzlich zu einigen Wochenendtrips und zwei einwöchigen Reisen.

Warum ist das überhaupt eine Frage, ob Selbstständige Urlaub nehmen können?

Alle, die nicht selbstständig arbeiten fragen sich vielleicht, warum das überhaupt zur Debatte steht. Jeder hat doch in Deutschland das Recht auf Urlaub? Steht dann nicht auch Selbstständigen eine gewisse Anzahl an Urlaubstagen zu?

Für Selbstständige, Freiberufler*innen oder Freelancer*innen gibt es keinen bezahlten Urlaub. Du arbeitest mit dem Ziel, Projekte zur Zufriedenheit deiner Auftraggeber*innen abzuschließen. Die Bezahlung erfolgt entweder als Paketpreis für jedes abgeschlossene Projekt oder nach abgeleisteten Stunden. Nicht zu arbeiten bedeutet, dass du in dieser Zeit nichts verdienst. Selbstständige haben demnach keine bezahlten Urlaubstage, wie es bei Angestellten der Fall ist.

Wie viel Urlaub du dir als Selbstständige*r nimmst, entscheidest du also selbst. Du bestimmst, wie lange und wann du dir eine Auszeit nehmen willst.

Warum Urlaub so wichtig ist

Egal ob selbstständig, angestellt oder Chef*in eines Konzerns – Menschen brauchen Zeit, um abzuschalten.

Ich bin eine große Verfechterin von „Work and Play“. Klar, ich möchte erfolgreich sein. Aber nicht für den Preis, dann konstant unglücklich und überarbeitet sein zu müssen. Dafür ist das Leben einfach zu kurz. Ich möchte mich auch unter der Woche mal eine Stunde in die Hängematte legen und Musik hören oder mich mit Freundinnen auf einen Kaffee treffen.

Hängematte zwischen zwei Palmen am Strand, im Hintergrund das Meer

Zudem hat niemand etwas davon, durchgehend bis ans Ende seiner Kräfte zu arbeiten und am Ende mit einem Burnout dazustehen. Dann musst du nämlich erst einmal zusehen, wie du da wieder herauskommst und fällst am Ende noch länger aus.

Hier ein paar Argumente warum Urlaub auch – oder gerade eben – für Selbstständige so wichtig ist.

Neue Kraft tanken

Jeder Mensch braucht Zeit, um abzuschalten. Um sich zu erholen, neue Kraft zu tanken und danach wieder alles zu geben. Beim Schreiben und in anderen Berufen, wo Kreativität gefragt ist, finde ich dies einen besonders wichtigen Aspekt. Nach einer kleinen Verschnaufpause starte ich wieder viel motivierter in meine Arbeit und habe Spaß dabei. Das ist für mich übrigens auch ein effizientes Mittel gegen Schreibblockaden.

Die „Big Picture“ sehen

Freie Zeit hilft mir dabei, einen Schritt zurückzutreten und mein Business von etwas weiter weg zu betrachten. Als Selbstständige bin ich meine Marke – wie ich mich, mein Geschäft und mein Können der Welt präsentiere, ist unglaublich wichtig.

Eine Auszeit gibt mir die Gelegenheit, die „Big Picture“ zu sehen.

  • Wo stehe ich im Moment mit meinem Business und wo ist mein Ziel?
  • Was möchte ich dieses Jahr, nächstes Jahr, in den nächsten fünf Jahren erreichen?
  • Sollte ich jetzt sofort etwas verändern oder passt im Moment alles ganz gut?

Für viele dieser Überlegungen bleibt im normalen Arbeitsalltag oft keine Zeit. Ich nutze deshalb gern den Tag, bevor ich in meinen Urlaub starte oder den ersten Tag meiner Rückkehr für Recaps und Überlegungen solcher Art. Das gibt mir einen ganz neuen Fokus für die Zeit nach dem Urlaub.

Kreativität aufleben lassen

Auch wenn ich darauf achte, meine Freizeit mit meinen liebsten Hobbys zu füllen, kommen diese dennoch oft zu kurz. Das gilt vor allem für kreative Beschäftigungen. So baue ich vor allem aktive und sportliche Tätigkeiten in meine Woche ein – eine Spazierrunde oder eine Surf-Session haben bei mir immer Priorität vor anderen Hobbys. Auch weil ich weiß, dass mir das den nötigen Ausgleich zum vielen Sitzen gibt, das mit meinem Beruf einhergeht.

Einige freie Tage am Stück geben mir dann aber die Möglichkeit, meine kreative Seite auszuleben. Ich schreibe Gedichte und male dann endlich auch mal wieder etwas. Guilt-free Creative Time sozusagen – es gibt nichts anderes, das ich zuerst erledigen sollte und keine drängende Deadline.

6 Tipps für den Urlaub als Selbstständige*r – ohne Gewissensbisse

Um ohne schlechtes Gewissen und Schuldgefühle in meinen Urlaub als Selbstständige zu starten, beachte ich einige Aspekte – sowohl vorher als auch währenddessen. Hier findest du einige Ratschläge, die mir dabei helfen.

1. Berechne dein Honorar richtig

Dass du als Selbstständige*r keinen bezahlten Urlaub hast, musst du in deinem Honorar oder Stundensatz bedenken. Wähle diesen so, dass Urlaub einberechnet ist – im besten Fall hinsichtlich zweier Aspekte:

  • Die Urlaubstage fehlen dir als Arbeitstage, an denen du Geld verdienst.
  • Im Idealfall zahlst du dir Urlaubs- und Weihnachtsgeld aus.

Setze deinen Stundensatz deshalb hoch genug an, um diese „zusätzlichen Ausgaben“ abdecken zu können. Das gleiche gilt für Versicherungen, Altersvorsorge, Krankheitstage und Steuern, die du abführen musst.

2. Nimm deine Urlaubsplanung ernst

Egal ob du verreisen möchtest oder deinen Urlaub zu Hause verbringst – nimm deine Urlaubsplanung genauso ernst, wie die Planung deines Arbeitsalltags. Mache frühzeitig die Termine fest, an denen du offline gehst und kommuniziere dies deinen Kund*innen. So fühlt sich deine Auszeit verbindlicher an.

3. Bereite deine Auftraggeber*innen vor

Um deinen Kund*innen deinen Urlaub so angenehm wie möglich zu gestalten, solltest du auch diesen genügend Zeit für die Planung geben. Kündige dafür weit genug im Voraus an, wann du dich verabschiedest. So können Deadlines und Korrekturschleifen entsprechend geplant werden.

Außerdem solltest du eine Abwesenheitsnotiz für deine E-Mail einrichten. So wissen beispielsweise auch potenzielle neue Kund*innen sofort, dass du im Moment nicht erreichbar bist. Auch ein Hinweis auf deiner Website oder deinen Social Media Profilen kann sinnvoll sein.

Aufkleber auf Auto "ADIOS"

4. Plane Beiträge im Voraus

Wenn du auch während der Feiertage oder eines Urlaubs nicht auf das Posten verzichten möchtest, kannst du Beiträge vorbereiten und die Veröffentlichung automatisieren.

Ein Beitrag auf deiner Website etwa lässt sich über WordPress ganz unkompliziert terminieren. Dort kannst du einfach im Editor einstellen, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit der Beitrag veröffentlicht werden soll.

Beim Planen von Posts für Social Media Apps unterstützt dich eine Reihe von Apps. Die meisten erlauben es dir, crossmedial zu posten und bedienen verschiedene Plattformen.

5. Baue einen Puffer ein

Um alle Eventualitäten abzudecken, solltest du nicht bis zum letzten Tag vor deinem Urlaub arbeiten. Setze deine Deadlines mit genügend Vorlauf, sodass einige Tage zwischen dem letzten Abgabetermin und deinem Urlaub liegen. Plane dabei auch Zeit für etwaige Korrekturen ein, wenn ein Projekt noch vor deiner Auszeit fertig werden soll.

Im Idealfall hast du bereits am letzten Arbeitstag vor dem Urlaub fast nichts mehr zu erledigen. Manche Selbstständige schwören sogar darauf, ihren Urlaub offiziell zwei Tage vor dessen eigentlichem Beginn anzukündigen.

6. Arbeite im Urlaub nicht – gar nicht!

Ja, ich bekenne mich schuldig: Auch ich habe in der Vergangenheit oft meinen Laptop auf Reisen mitgenommen. „Nur kurz E-Mails checken und sehen, ob der Kunde doch noch etwas braucht.“ oder „Ich setze mich morgens hin und schreibe schnell etwas fertig – sind ja nur ein paar Stunden.“

Mach ich jetzt nicht mehr.

Wenn ich mir als Selbstständige Urlaub nehme, dann bin ich auch voll und ganz im Urlaub. Dann arbeite ich nicht.

Auch nicht ein bisschen.

Auch nicht nur kurz E-Mails checken.

Gar nicht.

Ich genieße meine Auszeit voll und ganz. Das bringt mir (und meinen Kund*innen) am Ende einen viel größeren Mehrwert, als ein Urlaub mit ständigen Unterbrechungen, in dem ich mich nicht entspannen kann.

Urlaub als Selbstständige*r absetzen – geht das?

Selbstständige können einige Ausgaben ganz oder anteilig von ihrer Steuer absetzen. Dabei handelt es sich vor allem um Aufwendungen, die etwas mit der beruflichen Tätigkeit zu tun haben. Hier einige Beispiele:

  • berufliche Versicherungen (z. B. eine Rechtsschutzversicherung)
  • anteilig private Versicherungen (z. B. Krankenversicherung)
  • Werbungskosten (z. B. Beiträge für die Mitgliedschaft bei Verbänden)
  • Kosten für den Arbeitsplatz – auch im Homeoffice
  • berufsrelevante Weiterbildungen
  • Beratungen (z. B. Steuerberatung)

Kosten für einen Urlaub können Selbstständige nur absetzen, wenn es sich dabei zum Großteil um eine Geschäftsreise handelt. Das wäre etwa beim Treffen mit neuen Kund*innen der Fall.

Ein kleines Schlupfloch gibt es allerdings: Du darfst deinen dienstlichen Urlaub mit privaten Reisefreuden verbinden. Solange mindestens 10 % der Zeit das Berufliche im Fokus liegt, kannst du einige der Kosten für deinen Urlaub als Selbstständige*r von der Steuer absetzen. Informiere dich am besten bei deiner Steuerberatung.

Urlaub geht gerade gar nicht? Finde Alternativen

Du warst das ganze Jahr über super busy, bist gerade dabei, ein Mammutprojekt abzuschließen und eine Anfrage für dein Traumprojekt kommt rein – Start: nächste Woche. Dabei wolltest du so gerne noch eine Woche einfach Nichtstun und dich einfach mal entspannen.

Wenn eine oder zwei Wochen Urlaub für dich als Selbstständige gerade gar nicht drin sind, versuche dir anderweitig freie Zeit zu schaffen. Wie das aussehen könnte, bleibt dir überlassen.

So könntest du etwa mindestens zweimal pro Woche bereits am frühen Nachmittag Feierabend machen und dir einen kleinen Treat gönnen – eine Massage zum Beispiel.

Auch ein langes Wochenende mindestens einmal im Monat kann dir dabei helfen, neue Kräfte zu tanken. Plane ein Gammel-Wochenende in deinem Haus, mit deinen liebsten Serien, Tiefkühlpizza und Snacks. Oder wie wäre es mit einem Wellness-Wochenende in einem tollen Spa-Resort? Wandern und auf einer Berghütte übernachten? Kurz für zwei Nächte nach Portugal oder Spanien jetten? Du entscheidest, was du gerade brauchst – hör auf deinen Körper und deine Bedürfnisse.

Die Hände von zwei Personen planen einen Urlaub mit einer Landkarte und Laptop, daneben liegt eine Kamera und ein Journal.

Urlaub und Selbstständigkeit – das habe ich für 2024 geplant

2023 ist offiziell Geschichte. Erfrischt, motiviert und gespannt starte ich deshalb in das neue Jahrwatch out 2024, I’m ready for you und habe da so einiges geplant.

Hier meine Mini-Bucketlist mit Vorsätzen für meinen Urlaub 2024:

  • Mindestens ein neues Land in Südamerika bereisen.
  • Mehr Kurztrips hier in Nicaragua unternehmen.
  • Bei Wochenendtrips bleibt der Laptop zu Hause.

Meine ersten Wochen und Monate im neuen Jahr sehen ziemlich busy aus und ich freue mich riesig darauf. Ich habe mir aber vorgenommen, meine freie Zeit nicht zu kurz kommen zu lassen – egal wie spannend meine neuen Projekte sind.

Eine Antwort zu „Urlaub als Selbstständige – geht das ohne schlechtes Gewissen?“

  1. […] Kürzere Urlaube dagegen genieße ich lieber in vollen Zügen – und lass meinen Laptop zu Hause. […]

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